Dezember 10

Was ist Rosacea?

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Inhaltsverzeichnis

Was ist Rosacea?

rosaceaRosacea – oft auch Rosazea geschrieben – ist eine der häufigsten Hautkrankheiten. Die Hautveränderungen treten im Gesicht auf, vor allem auf Wangen, Kinn, Stirn und Nase.

In Deutschland sind zwischen zwei und fünf Prozent aller erwachsenen Menschen davon betroffen. Viele davon sind jedoch nicht diagnostiziert, weil die Krankheit vor allem im Anfangsstadium oft unerkannt bleibt.

Symptome und Stadien

Rosacea lässt sich in drei Stadien oder Schweregrade mit unterschiedlichen Symptomen einteilen. Davon unabhängig gibt es noch einige Sonderformen.

Erstes Stadium

Im ersten Stadium, mit dem beeindruckenden Fachnamen Rosacea erythemato-teleangiectatica, zeigen sich vor allem Rötungen und die Äderchen an den betroffenen Stellen im Gesicht sind deutlich erweitert. Begleitet wird das von brennenden, stechenden oder juckenden Gefühlen.

Zu Beginn treten die Rötungen nur zeitweise auf (man spricht von Schüben), bis sie schließlich dauerhaft bleiben.

Zweites Stadium

Das zweite Stadium heißt Rosacea papulopustulosa. Es sieht ähnlich wie Akne aus, da sich hier Pusteln, Knötchen und Eiterpickel bilden. Die Haut ist weiterhin gerötet, schwillt an und ist großporig.

Drittes Stadium

Von der Rosacea hypertrophica, dem dritten Stadium, sind überwiegend Männer betroffen – der Grund dafür ist nicht bekannt. In diesem Stadium wuchern Bindegewebe und Talgdrüsen, was zu knotigen Verdickungen führt.  Am häufigsten geschieht das an der Nase, wodurch eine Knollennase, ein sogenanntes Rhinophym entsteht.

Am gefährlichsten wird es, wenn davon die Augen betroffen sind (Ophtalmo-Rosazea): Dann kommt es zu verschiedenen Entzündungen im Auge, zum Beispiel der Bindehaut (Konjunktivitis), des Lidrands (Blepharitis) oder der Iris (Iritis). Im schlimmsten Fall entzündet sich die Hornhaut (Keratitis), was zur Erblindung führen kann.

Ursachen

Zu den Ursachen lässt sich bisher  eider nur wenig sagen. Klar ist, dass es sich um eine entzündliche Erkrankung handelt: Abwehrzellen des Immunsystems wandern in die betroffenen Hautbereiche ein. Sie schütten Botenstoffe aus, die zu einer Erweiterung der Gefäße führen. Außerdem teilt sich aufgrund der Entzündung das Bindegewebe und die Zellen der Talgdrüsen übermäßig. Auch die Pickel und Pusteln sind Folge der Entzündung.

Was diese Entzündungsreaktion des Haut hervorruft, weiß man nicht genau, außer dass die Erweiterung der Gefäße ein zentraler Faktor ist. Es gibt aber einige Umstände, von denen spekuliert wird, dass sie eine Rolle spielen:

  • Genetische Prädisposition. Es handelt sich nicht um eine Erbkrankheit, aber eine gewisse Anfälligkeit für Rosacea scheint vererbbar zu sein. Das lässt sich aus familiären Häufungen schließen. Hellhäutige Menschen aus West- und Nordeuropa sind übrigens am häufigsten betroffen.
  • Schäden in der Gesichtshaut durch Sonneneinwirkung. Die Sonneneinstrahlung kann zu der Entzündungsreaktion und der Gefäßerweiterung beitragen.
  • Gestörte Temperaturregulierung. Eine Theorie vermutet, dass das Gehirn die Hauttemperatur im Gesichtsbereich nicht mehr richtig reguliert.
  • Entzündete Gesichtsnerven. Wenn die Nerven im Gesicht entzündet sind, senden sie falsche Signale aus. Das können zum Beispiel falsche Signale ans Gehirn sein, was zu der fehlerhaften Temperaturregulierung beitragen könnte. Oder sie signalisieren den Blutgefäßen, dass sie sich erweitern sollen.
  • Allergische Reaktion auf Haarbalgmilben. Dabei handelt es sich um die bisher ausgereifteste und am besten bestätigte Theorie. Diese Milben befinden sich bei vielen Menschen (bei 50-70% aller Erwachsenen) in den Haarfollikeln der Gesichtsbehaarung. Die Haarfollikel sind kleine Hauttaschen, in denen sich die Haarwurzel befindet. Diese Parasiten sind bei den meisten Menschen völlig harmlos. Möglicherweise reagieren Rosacea-Patienten jedoch allergisch auf die Milben, was dann die Entzündung hervorruft.
  • Bakterien. Bisher konnte man eine Beteiligung von Bakterien nicht ausschließen, es gibt aber auch wenig Hinweise darauf, dass sie Rosacea verursachen könnten.

Trigger

Rosacea tritt, vor allem im ersten und zweiten Stadium, schubweise auf. Während eines Schubs sind die Symptome deutlicher, in der Zeit zwischen Schüben sind sie schwächer. Bei den meisten Betroffenen gibt es bestimmte Umstände oder Substanzen, die diese Schübe hervorrufen oder verstärken. Das nennt man Trigger. Einige davon sind:

  • Stress. Bei Stress werden verschiedene Hormone, unter anderem Adrenalin und Cortisol, ausgeschüttet. Cortisol ist eigentlich entzündungshemmend. Dennoch wirkt sich dauerhafter Stress bei den meisten entzündlichen Erkrankungen – so auch Rosacea – sehr negativ aus. Das liegt daran, dass die ständige Cortisol-Ausschüttung die Zellen unempfindlich gegen Cortisol macht. Im Ernstfall, wenn tatsächlich eine Entzündung vorliegt, wirkt es dann schlechter.
  • Sonneneinwirkung. Nicht nur als Ursache kommt Sonnenstrahlung in Frage, sondern sie kann auch Schübe triggern.
  • Heiße Getränke, Alkohol und scharfe Gewürze. Diese Lebensmittel können wegen ihrer erhitzenden und gefäßerweiternden Wirkung Schübe auslösen.
  • Pflegeprodukte. Viele Patienten vertragen zu agressive Pflegeprodukte nicht. Zu den problematischen Punkten gehören pH-Werte im alkalischen Bereich, Produkte mit Alkohol oder Duftstoffen. Auch Menthol und Kampfer sind Inhaltsstoffe, die Rosacea-Symptome verschlimmern können.
  • Medikamente. Manche Medikamente können sich ebenfalls negativ auf den Erkrankungsverlauf auswirken. Dazu gehören etwa bestimmte Calciumantagonisten.

Behandlung

Die Behandlung hängt davon ab, in welchem Stadium die Rosacea sich befindet. Ein grundlegender Teil der Behandlung für alle Rosacea-Patienten ist die Beseitigung oder Vermeidung der Trigger. Das bedeutet:

  • Emotionalen und übermäßigen körperlichen Stress vermeiden, so gut es geht. Für die Betroffenen sind daher extreme Sportarten mit starker körperlicher Belastung weniger gut geeignet als Sportarten mit geringer Belastung. Mittels Meditations- und Entspannungstechniken können aktive Maßnahmen gegen emotionalen Stress ergriffen werden.
  • Rigorose Benutzung von Sonnenschutz, insbesondere für das Gesicht. Der Lichtschutzfaktor sollte mindestens 30, besser 50 betragen. Zusätzlich kann ein Hut getragen werden.
  • Vermeidung von heißen Getränken, Alkohol und Gewürzen.
  • Es sollten nur sehr milde, pH-neutrale Pflegeprodukte verwendet werden.
  • Wenn Sie vermuten, dass ein Medikament, das Sie einnehmen, die Symptome verschlimmert, können Sie Ihren Arzt nach Alternativen fragen. Es sollten niemals eigenständig Medikamente abgesetzt werden.

Nicht bei allen Patienten sind die Trigger genau gleich. Manchen macht ein heißer Tee gar nichts aus, andere vertragen auch milde Seifen nicht. Daher ist es sinnvoll, ein Tagebuch zu führen, in dem Essen, eingenommene Substanzen etc. und die Stärke der Symptome notiert werden. So lassen sich langfristig die persönlichen Trigger eingrenzen und anschließend eliminieren.

Der nächste Behandlungsschritt ist das Auftragen von äußerlichen Medikamenten. Dabei handelt es sich im Normalfall um Gels, Cremes und Lotionen. Die zwei gängigsten Wirkstoffe sind Metronidazol und Azelainsäure. Beide wirken entzündungshemmend. Produkte mit Kortison werden bei Rosacea nicht eingesetzt, da sie meistens die Symptome noch verschlimmern.

Wenn das nicht hilft, dann wird eine innerliche Behandlung mit schwach dosierten Antibiotika versucht. Zwar gibt es höchstwahrscheinlich keinen Zusammenhang zwischen Rosacea und Bakterien, aber manche Antibiotika haben neben ihrer bakterientötenden Wirkung auch eine entzündungshemmende Wirkung. Mittel der Wahl sind hier meistens Tetracycline. Mittlerweile ist diese Behandlung jedoch als fragwürdig anzusehen, weil es durch eine langfristige Einnahme mit schwachen Antibiotika leicht zu einer Bildung von resistenen Bakterien kommen kann.

Eine weitere Option ist die äußerliche Anwendung oder – in schweren Fällen – die Einnahme von Retinoiden. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der mit Vitamin A verwandt ist. Auch dieses Mittel ist entzündungshemmend.

Es gibt auch die Möglichkeit, die Haarbalgmilben medikamentös zu bekämpfen. Dafür wird der Wirkstoff Permethrin benutzt.

Eine Reihe von Maßnahmen zielt auf die Entfernung der kosmetischen Folgen ab, die von den Betroffenen als störend und belastend empfunden werden. Das sind vor allem die erweiterte Gefäße, dauerhafte Rötungen und die Wucherungen. Hierfür wird meistens auf eine Therapie mit Laser zurückgegriffen. Für größere Wucherungen, wie das Rhinophym kann eine Entfernung durch Laser, Skalpell oder Kältebehandlung mit Flüssigstickstoff erfolgen.

Für temporäre, plötzlich auftretende Gesichtrötungen hat sich vor allem das Trinken von kalten Getränken oder das Lutschen von Eiswürfeln bewährt.

Auch sanfte Gesichtsmassagen können sowohl akut als auch langfristig hilfreich sein, um Rötungen und Schwellungen zu vermindern. Rubbelnde Bewegungen, zum Beispiel beim Abtrocknen, sollten dagegen vermieden werden.

Es ist zu hoffen, dass die Forschung bald mehr über die Ursachen von Rosacea herausfinden. Denn dann kann die Therapie gezielter erfolgen und direkt an den Ursachen ansetzen.


Tags

Entzündung, Hautkrankheit


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