Dezember 24

Sodbrennen in der Schwangerschaft

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Während der Schwangerschaft, besonders im zweiten und dritten Trimenon, tritt bei über 50% der werdenden Mütter Sodbrennen auf. Das quälende Brennen hinter dem Brustbein und in der Speiseröhre ist nachts besonders unangenehm und hält vom Schlafen ab.

Warum kommt es in der Schwangerschaft plötzlich zu diesem Symptom und was können Schwangere dagegen tun?

Inhaltsverzeichnis

Ursachen von Sodbrennen in der Schwangerschaft

Das Brennen bei Sodbrennen und Reflux wird durch den Kontakt der Magen- und Speiseröhrenschleimhaut mit der Magensäure ausgelöst, ein Vorgang, der normalerweise durch eine Reihe von Schutzmechanismen verhindert wird. Wenn Sie Genaueres über die Produktion und Funktion der Magensäure erfahren wollen, lesen Sie den allgemeinen Artikel über Sodbrennen und Reflux.

In der Schwangerschaft führt eine Reihe von Faktoren dazu, dass das Gleichgewicht zwischen Schleimhaut schützenden und aggressiven Faktoren gestört wird.

Hormonelle Veränderungen

Während der Schwangerschaft verändern sich die Spiegel der weiblichen Sexualhormone Progesteron und Östrogen: Die Konzentration von Progesteron, dem „Gelbkörperhormon“, steigt sehr stark an. Es ist essentiell für die Nidation, das bedeutet die Einnistung der Eizelle in die Gebärmutter und wird im späteren Verlauf der Schwangerschaft in großen Mengen von der Plazenta produziert.

Dann spielt es eine wichtige Rolle für das Wachstum des Kindes und für die Ausbildung der Milchdrüsen bei der Mutter, außerdem trägt es dazu bei, dass die glatte Muskulatur der Gebärmutter sich nicht anspannt, also keine verfrühten Kontraktionen auftreten.

Was also in der Gebärmutter gut und wichtig ist, kann aber an anderer Stelle zu Problemen führen: Die glatte Muskulatur, die durch Progesteron entspannt wird, findet man nämlich nicht nur in der Gebärmutter, sondern auch an vielen anderen Stellen im Körper.

Muskeltonus

Glatte Muskeln sind Muskeln, die wir nicht willkürlich steuern können, sondern die über ein autonomes Nervensystem kontrolliert werden. Die gesamte Muskulatur in unserem Magen-Darm-Trakt setzt sich aus diesen glatten Muskeln zusammen, genau wie die Muskulatur in der Gebärmutter und im Harntrakt.

Wenn der Spannungszustand, der sogenannte Tonus, dieser Glattmuskulatur abnimmt, kann es passieren, dass der Ringmuskel, der normalerweise den Magen nach oben abschließt, nicht mehr richtig funktioniert. Magensäure kann leichter in die Speiseröhre zurückfließen und es treten die typischen brennenden Symptome auf.

Raumforderung durch das Kind

Dass Sodbrennen besonders im letzten Trimenon der Schwangerschaft auftritt liegt daran, dass das Kind während des Wachstums immer mehr Platz braucht. Diese Raumforderung kann dazu führen, dass die Gebärmutter auf den Magen drückt, was den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre zusätzlich erleichtert.

Symptome von Sodbrennen in der Schwangerschaft

Typische Symptome von säurebedingten Beschwerden sind ein Brennen hinter dem Brustbein und in der Speiseröhre, Aufstoßen von Magensäure und eine Verschlimmerung der Symptome im Liegen oder nach stark fettigen und süßen Mahlzeiten.

Leichte Beschwerden können mit Hausmitteln oder Medikamenten aus der Apotheke behandelt werden, bei folgenden Symptomen sollte man aber unbedingt den Arzt aufsuchen:

  • Deutlicher Gewichtsverlust
  • Blut im Stuhl
  • Sehr starke Oberbauchschmerzen
  • Anhaltende Symptome trotz Behandlung mit freiverkäuflichen Medikamenten

Verhaltensregeln

Ernährung

Oft lohnt sich ein Blick auf den eigenen Speisezettel: Sodbrennen wird häufig durch fettiges, scharfes oder süßes Essen begünstigt, insbesondere wenn große Portionen zu sich genommen werden. Beobachtet man einen Zusammenhang zwischen einer bestimmten Mahlzeit und dem Auftreten von Sodbrennen, so sollte diese künftig gemieden werden.

Es kann hilfreich sein, anstelle einer großen mehrere kleine Portionen zu essen, die der Magen schneller und leichter verarbeiten kann.

Tritt Sodbrennen besonders bei nüchternem Magen auf, kann es Erleichterung bringen, eine Kleinigkeit zu essen und so den Mageninhalt etwas zu neutralisieren, geeignet sind zum Beispiel ein Stück Schwarzbrot oder eine Schale Haferflocken.

Kaffee und Schwarztee kommen als Auslöser für Sodbrennen in Frage, allerdings sind sie aufgrund ihres Coffeingehaltes ohnehin in der Schwangerschaft nur eingeschränkt (in Mengen von maximal zwei bis drei Tassen pro Tag) zu sich zu nehmen.

Alkohol und Nikotin als klassische Auslöser säurebedingter Beschwerden in der Allgemeinbevölkerung sind während der Schwangerschaft selbstverständlich tabu.

Tricks gegen den Rückfluss

Um zu vermeiden, dass nach dem Essen die Säure in die Speiseröhre zurückfließt, kann ein Verdauungsspaziergang helfen.

Besonders nachts können Sodbrennen und Reflux sehr unangenehm sein. Hier ist es hilfreich, spätestens zwei Stunden vor dem zu Bett gehen zu Abend zu essen. Erleichterung verschafft es oft auch, das Kopfende des Bettes ein paar Zentimeter hoch zu stellen, denn dadurch wird der Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre erschwert.

Viel trinken

Flüssigkeit verdünnt die Magensäure und kann Linderung verschaffen, besonders geeignet sind stilles Wasser und Tees, insbesondere Kamillentee, der zusätzlich antientzündlich und magenberuhigend wirkt.

Das Wasser sollte Raumtemperatur haben, denn gekühlte Getränke können den Magen weiter reizen.

Nicht geeignet dagegen sind kohlensäurehaltige Getränke, saure Fruchtsäfte, Schwarztee und Kaffee, die das Aufstoßen und Sodbrennen noch verschlimmern können.

Medikamente gegen Sodbrennen in der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft stellt immer eine besondere Herausforderung bei der Auswahl von Medikamenten dar, denn nicht nur das Wohl der Mutter, sondern auch das des Kindes muss berücksichtigt werden.

Prinzipiell gilt: Bevor zu Medikamenten gegriffen wird sollte zunächst versucht werden, das Sodbrennen mit Verhaltensregeln und Hausmitteln in den Griff zu bekommen. Ist durch diese Methoden keine oder nur eine unzureichende Verbesserung zu erreichen, kann über die Anwendung von Arzneimitteln nachgedacht werden.

Ist die Anwendung eines Medikamentes unumgänglich, so sollten möglichst nur bewährte und bekannte Arzneistoffe in der niedrigsten möglichen Dosis für die kurzmöglichste Zeit eingenommen werden. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, ob Sie ein bestimmtes Medikament während der Schwangerschaft einnehmen können!

Ausführlichere Informationen zu den im Folgenden genannten Arzneimitteln können Sie dem allgemeinen Artikel „Medikamente gegen Sodbrennen und Reflux“ entnehmen.

Erste Wahl: Antazida

Antazida sind Salze, die die Magensäure neutralisieren können. Ihre Wirkung tritt schnell ein, weshalb sie bei akuten Beschwerden gut geeignet sind. Bei säurebedingten Beschwerden in der Schwangerschaft, die sich nicht durch Veränderungen der Ernährung und des Verhaltens in den Griff bekommen lassen, sind sie das Mittel der ersten Wahl.

Um zu vermeiden, dass es durch das oft in den Antazida enthaltene Calcium und Natrium zu Elektrolytverschiebungen kommt, sollten diese Mittel nur so kurz wie möglich angewendet werden.

Vorsicht Aluminium

Wichtig ist, dass die beiden Antazida Hydrotalcid und Magaldrat Aluminium enthalten, einen Stoff, der normalerweise nicht im menschlichen Organismus vorkommt. Aluminium kann sich in Nerven- und Knochengewebe einlagern und darf deshalb nicht von Kindern unter 12 Jahren und Menschen mit Nierenfunktionsstörungen eingenommen werden.

Eine schädliche Wirkung von Aluminium auf das ungeborene Kind konnte zwar bis jetzt nicht belegt werden, es kann aber auf aluminium-freie Antazida wie Magnesium-, Calcium- und Natriumcarbonate oder –alginate ausgewichen werden.

Alternative Sucralfat

Sucralfat bildet mit körpereigenen Eiweißen im Magen einen Komplex, der als Schutzfilm die Magenschleimhaut und die Speiseröhre überzieht und dadurch den Kontakt mit der Magensäure verhindert.

Ebenso wie bei den Antazida zeigen auch umfangreiche Erfahrungen mit Sucralfat keinerlei Hinweise auf schädigende Einflüsse auf das Kind, sodass es ebenfalls zu den Mitteln der ersten Wahl zählt. Allerdings enthält Sucralfat ebenso wie Hydrotalcid und Magaldrat Aluminium.

Zweite Wahl: Ranitidin und Omeprazol

Omeprazol als Blocker der Protonenpumpe, die die Säure in den Magen transportiert, und Ranitidin als Hemmer eines Histaminrezeptors am Magen, der die Säureproduktion erhöht, können bei stärkeren und länger andauernden Beschwerden in der Schwangerschaft angewendet werden.

Ein hoher Erfahrungsumfang mit beiden Arzneistoffen belegt, dass es keine Hinweise auf eine schädigende Wirkung auf das Kind gibt, trotzdem sollte die Einnahme nur nach ärztlicher Verordnung und so kurz wie möglich erfolgen.

Zusammenfassung

Mehr als die Hälfte der Schwangeren leiden an Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Die säurebedingten Beschwerden lassen sich oft durch kleine Änderungen in der Ernährung und im Verhalten beseitigen, manchmal ist allerdings auch die Einnahme von Medikamenten notwendig. Mittel der Wahl sind die Antazida, alternativ kann der Arzt Omeprazol oder Ranitidin verschreiben.

Quellen

Gebler, Kindl: Pharmazie für die Praxis. Deutscher Apotheker Verlag, 6. Auflage (2013).

www.embryotox.de Zugriff am 02.02.2016 18:30 Uhr.


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