Inhaltsverzeichnis
Diabetes natürlich behandeln?
Beim Diabetes mellitus handelt es sich eigentlich um einen Sammelbegriff, unter den verschiedene Stoffwechselerkrankungen fallen. Allen gemeinsam ist das Symptom des erhöhten Blutzuckerspiegels. Im Verlauf des Artikels werden wir deshalb eine Unterteilung in die wichtigsten Arten von Diabetes vornehmen, nämlich Typ 1, Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes.
Viele Menschen wünschen sich heute eine ’natürliche‘ Behandlung ihrer Krankheiten. Dahinter steht die Vorstellung, dass Chemikalien und Medikamente schlecht für den Körper sind. Oft wird davon ausgegangen, dass solche ’natürlichen‘ Mittel keine oder weniger Nebenwirkungen haben und zudem ‚ganzheitlich‘ wirken: Sie setzen angeblich an der Ursache an und beziehen den ganzen Körper in ihre Wirkung ein, während herkömmliche Medikamente nur lokal und gegen die Symptome wirken.
Gefördert wird dieses Bild noch dadurch, dass im aktuellen Gesundheitssystem nur wenig Zeit für die Interaktion zwischen Ärzten und Patienten bleibt. Die Ursachenfindung bleibt dann tatsächlich oft auf der Strecke. Die Patienten fühlen sich von der Schulmedizin allein gelassen und suchen nach Alternativen.
Die Frage ist nun, was überhaupt ein ’natürliches Mittel‘ sein soll. Alles, was nicht vom Arzt verschrieben wird? Es gibt aber auch viele Medikamente rezeptfrei zu kaufen. Mittel, die aus Pflanzen gemacht werden?
Wie stark verarbeitet darf die Pflanze sein, damit es noch natürlich ist? Ist ein Tee noch natürlich und ein Extrakt schon nicht mehr? In vielen schulmedizinischen Medikamenten sind pflanzliche Wirkstoffe, warum sind diese Mittel dann nicht auch ’natürlich‘?
Und warum sollten Pflanzen automatisch gut für den Körper sein? Schierling, Herbstzeitlose und Tollkirsche sind ebenfalls Pflanzen. Das heißt aber noch nicht, dass man sie unbesorgt zu sich nehmen kann. Sie sind nämlich hochgiftig.
Tatsache ist: Die Unterscheidung zwischen ’natürlichen‘ und ‚chemischen‘ Wirkstoffen ist künstlich. Chemie ist überall. In unserem Körper laufen die ganze Zeit chemische Reaktionen ab. Solange es sich um die selbe molekulare Struktur handelt, bewirkt ein Wirkstoff genau das Gleiche, egal ob er synthetisiert wurde oder aus einer Pflanze extrahiert.
Vielfach werden Schlagwörter wie ’natürlich‘ oder ‚ganzheitlich‘ als Teil von Werbestrategien genutzt. Verkäufer von Produkten im Gesundheits- und Medizinbereich wissen genau, dass derzeit mit solchen Schlagworten eine große Zielgruppe angesprochen werden kann.
Wie sieht es mit Diabetes aus? Gibt es Produkte, die als natürliches Mittel gegen Diabetes beworben werden? Allerdings! Googelt man ein wenig, findet man jede Menge Vorschläge, von verschiedenen Heilpflanzen über homöopathische Globuli zu Magnesium. Auf vielen der Internetseiten werden dabei alle Diabetes-Typen in einen Topf geworfen.
Im Folgenden erklären wir, was dran ist an den ’natürlichen Heilmitteln‘ gegen Diabetes, aufgeteilt in die verschiedenen Diabetestypen.
Typ-1-Diabetes
Diese Form von Diabetes tritt typischerweise im Kindes- oder Jugendalter auf. Dabei werden in einer Entzündungsreaktion die Betazellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Körper zerstört. In Folge dessen kann der Körper kein Insulin mehr produzieren.
Ein solches vollständiges Fehlen von Insulin ist lebensbedrohlich. Ohne Insulin kann keine Glucose (Zucker) mehr in die Körperzellen transportiert werden und die Glucose bleibt im Blut. Der stark erhöhte Blutzuckerspiegel führt zu vermehrtem Wasserlassen, Austrocknung und einer lebensgefährlichen Übersäuerung des Blutes. Wenn keine Behandlung erfolgt, kommt es zum Koma und schließlich zum Tod.
Es gibt genau eine Behandlung, die bei Diabetes Typ 1 wirksam ist: Insulinpräparate. Ohne Insulin kann der Körper nicht überleben.
Wer hier versucht mit ’natürlichen‘ Mitteln herumzudoktern spielt mit seinem Leben – oder noch schlimmer, mit dem Leben seines Kindes.
Typ-2-Diabetes und Schwangerschaftsdiabetes
Diese zwei Diabetestypen fassen wir an dieser Stelle zusammen, weil beiden das selbe Problem zu Grunde liegt:
Eine Resistenz gegen Insulin. Hier kann der Körper zwar problemlos Insulin produzieren, aber die Körperzellen sind teilweise resistent gegen den Stoff. Es kann dann nur ein Teil der Glucose in die Zellen transportiert werden. Der Blutzuckerspiegel ist daher auch hier erhöht, jeder weniger extrem. Das größte Risiko besteht hier weniger in akuten Folgen (es kommt beispielsweise nur sehr selten zu einem diabetischen Koma wie beim Typ 1), sondern viel mehr in den schweren Langzeitfolgen, die sich durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel ergeben können. Beim Schwangerschaftsdiabetes kommt das Risiko für den Fötus hinzu und das Risiko, das der Diabetes auch nach der Schwangerschaft noch bestehen bleibt.
Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes ist hier eine Heilung möglich. Die Insulinresistenz der Körperzellen kann minimiert werden, bis sie gar nicht mehr vorhanden ist. Das Mittel könnte man tatsächlich als natürlich bezeichnen, da keinerlei Medikamente notwendig sind. Erstaunlicherweise findet man es nur selten, auf den Internetseiten, die ’natürliche‘ und ‚ganzheitliche‘ Methoden bewerben. Es handelt sich um:
Abnehmen mittels Sport und gesunder Ernährung.
Ein Großteil der Fälle von Diabetes 2 und Schwangerschaftdiabetes wird nämlich durch Übergewicht, mangelnde Bewegung und falsche Ernährung verursacht. Dadurch kommt es zu der Insulinresistenz.
Hier sind einige Punkte, die Sie beim Umstellen ihrer Ernährung beachten sollten:
- Suchen Sie sich einen Sport, der Ihnen Spaß macht. Ansonsten wird es Ihnen schwer fallen, durchzuhalten.
- Führen Sie auf keinen Fall einseitige Diäten durch (à la ‚Ananasdiät‘ oder ‚Brokkolidiät‘). Eine einseitige Ernährung ist eine Fehlernährung .
- Reduzieren sie ihren Zuckerkonsum.
- Verzichten Sie vollständig auf jegliche Art von gesüßten Getränken wie Limo, Cola, Eistee etc. Dazu gehören auch Fruchtsäfte – essen Sie lieber frische Früchte!
- Gemüse sollten den größten Anteil ihrer Ernährung ausmachen. Erst danach kommen Proteine und Kohlenhydrate.
- Was Kohlenhydrate betrifft, benutzen Sie vor allem Vollkornprodukte.
- Es gibt Apps, die Ihnen dabei helfen können, Ihre Kalorienaufnahme mit Ihrem Kalorienverbrauch abzugleichen. Denn letztlich ist es ganz simpel: Ihre Kalorienaufnahme muss geringer sein als der Kalorienverbrauch, damit Sie abnehmen können.
Kontrolle des Blutzuckers
Es ist unerlässlich, dass während der Diät und Ernährungsumstellung regelmäßig der Blutzucker kontrolliert wird, zum Beispiel 3-4 mal wöchentlich. Genaue Anweisungen (wie das Blutzuckermessgerät zu bedienen ist und zu welcher Tageszeit die Messungen erfolgen sollen) erhalten Sie von Ihrem Arzt. Mit diesem sollten sie auch regelmäßig ihre Werte besprechen.
Diese Kontrolle ist deswegen so wichtig, weil es eben doch seltene Fälle gibt, in denen die Gewichtsabnahme und die Ernährungsumstellung keine Wirkung zeigen. Dann muss eine Medikation erfolgen. Denn die Folgen von dauerhaft erhöhtem Blutzucker sind dramatisch: Gefäßschäden, Bluthochdruck, Herzinfarkte, Nervenschäden, Sehprobleme und Blindheit, Nekrosen und Amputationen.
Das Gute: Bei der Blutzuckerkontrolle können Sie genau mitverfolgen, welche Erfolge Ihre Bemühungen haben.